Im Rahmen der Aktionswoche der seelischen Gesundheit luden wir am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit dem Netzwerk Depression Vertreter*innen aus regionalen Unternehmen und Betroffene zu einer Talkrunde in die Wassermühle Friesoythe ein. Das Motto der diesjährigen Woche stand unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“.
Das Thema Depressionen am Arbeitsplatz wird in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Arbeitgebern und Führungskräften gerückt. Unternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter, da mentale Erkrankungen wie Depressionen nicht nur das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigen, sondern auch Auswirkungen auf die Produktivität und das Betriebsklima haben können.
Laut Zahlen, die vom Vorsitzenden der Deutschen DepressionsLiga e.V. Frank Mercier in einem Vorwort erklärt wurden, leidet jeder dritte Deutsche mindestens einmal an einer psychischen Erkrankung. Fast jede zweite Frühverrentung geht bald auf das Konto einer psychischen Erkrankung.
Nur 30 % der Unternehmen haben eine betriebliche Anlaufstelle mit einer psychosozialen Kompetenz. Wenn sie vorhanden ist wendet sich jedoch lediglich jeder fünfte an Depressionen Betroffene an diese Stelle. Warum? Erstens aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas und zweitens liegt die Begründung in der Erkrankung selber.
Eine bedenkliche Zahl, merkte Frank Mercier an. Erst nach durchschnittlich 22 Monaten wendet sich ein an Depressionen betroffener Mensch an eine professionelle Unterstützungseinrichtung.
In dieser Runde, die von dem bekannten Radiomoderator Lars Cohrs moderiert wurde, tauschten sich die Vertreter*innen über verschiedene Aspekte aus, wie etwa:
- Bedeutung des Themas aus der Sicht zweier Betroffener
- Erkennung von Symptomen
- Unterstützungsangebote, wie etwa präventive Maßnahmen oder den Zugang zu psychologischen Beratungen anbieten,
- Stigmatisierung und Offenheit am Arbeitsplatz
- Flexibilität und Belastungsmanagement, wie etwa Modelle von flexiblen Arbeitszeiten oder Teilzeit
Dieser Austausch trug dazu bei, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen. Das Ziel der Enttabuisierung ist noch lange nicht erreicht, doch die Kommunikation zwischen Führungskräften und Arbeitnehmer*innen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin. Es gibt noch viele weitere wichtige Themen, die aus zeitlichen Gründen auf der Strecke geblieben sind, wie etwa Krankmeldungen und Wiedereingliederungen usw., daher ist eine weitere Zusammenarbeit unter den Unternehmen zum Thema „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ wünschenswert.